Thomas Merton (1915-1968) war Trappist, also ein Mönch, der sich dem strengen Schweigen verpflichtet hatte. Und er war Bestsellerautor und gefragter Redner. Wie passt das zusammen?
Merton ist ein Gottsuchender, ein Mystiker. Doch was ist Mystik eigentlich? Oblatenrektor Pater Willibrord (Benediktiner Priorat St. Ansgar) definierte Mystik an Pfingsten 2012: „Ich möchte noch erwähnen, dass ich den Kern der Mystik in der Angleichung des eigenen Willens an den WillenGottes sehe. Darin besteht auch die Vollkommenheit der Liebe, und darin bleibt Jesus das vollkommene Vorbild. Sein Wille war so eins mit dem des Vaters, dass er den unerhörten Satz sagen konnte: „Wer mich sieht, sieht den Vater.“ Das ist das höchste Zielte Mystik, die völlige Verwandlung.“
Demut, das ist Rückgebundensein an Gott
Merton schreibt zur Mystik: „Es geht hier darum, unser inneres Selbst zu wecken und dieses in Einklang mit dem Heiligen Geist zu bringen, sodass wir im Stande sind, unsere persönliche Antwort auf Seine Gnade zu geben. Die Meditation, der es nicht drauf ankommt, eine Verbindung herzustellen zwischen unserem Sein und dem Willen Gottes, verbleibt notwendigerweise im Bereich der Unfruchtbarkeit und der der Abstraktion. Aber jedem aufrichtigen inneren Gebet, das sich in Lauterkeit nach dem einen, einzig wesentlichen Ziel, unserem Ja zu dem für uns bestimmten Willen Gottes, streckt, wird die Gnade als Antwort und Belohnung zuteil“. Das Rückgebundensein an Gott, das ist Demut.
Man nähert sich Gott im Schweigen
Gott ist immer gegenwärtig, wir leben in der Gegenwart Gottes. Im Tagesverlauf sollte man immer wieder zu Gott zurückkehren, sich Gottes Gegenwart bewusst machen. Dabei ist es unwichtig, wo man ist: ob man im Garten Unkraut jätet, am Schreibtisch arbeitet oder den Haushalt macht.
Am besten kann man sich Gott im Schweigen, in der Kontemplation nähern. In diesem konzentrierten sich Hinwenden zu Gott bleibt Gott aber immer der Unbegreifliche: „Wir neigen ja immer dazu, uns ein Bild von Gott zu machen, das in unsere Vorstellungen passt. Aber Gott können wir nicht besitzen oder erkennen wie ein anderes Objekt; Ziel unseres Gebetes ist keine „Erkenntnis über Gott“, sondern vielmehr „erkennend zu erfahren, dass unser Wesen von seinem Wissen um uns und seiner Liebe für uns durchdrungen ist“, sagt Merton.
Gebet und Meditation
Nicht der Mensch, sondern Gott macht den ersten Schritt sowohl im Gebet als auch in der Kontemplation. Der Mensch antwortet in Gebet und Kontemplation dem Anruf Gottes.
Literaturhinweise
- Merton, Thomas, Christliche Kontemplation. Ein radikaler Weg der Gottsuche, München: Claudius, 2010
- Merton, Thomas, Der Berg der sieben Stufen. Eine Autobiographie eines engagierten Christen, Zürich: Benzinger, 1990
- Merton, Thomas, Brot in der Wüste. Die Psalmen als Weg zur Kontemplation, München: Claudius, 2013
- Merton, Thomas, Meditationen eines Einsiedlers, Ostfoldern: Patmos, 2013